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civitec jetzt mit Seenotretter

Eine wohl einmalige Kombination in der kommunalen IT-Landschaft in Nordrhein-Westfalen – wenn nicht sogar in ganz Deutschland – hat sich vor kurzem an der See ergeben. Erfahrene Seenotretter haben unserem IT-Sicherheitsbeauftragten in seiner Freizeit einen Kindheitstraum erfüllt und gleichzeitig einen Crash-Kurs im Überleben auf See und im Retten Anderer ermöglicht.

 

Wenn Träume wahr werden

Thomas Stasch

In meinem Alltag als Informationssicherheitsbeauftragter des civitec habe ich eigentlich genügend Trubel um mich rum, sodass Segeln für mich den Ausgleich bildet. Dennoch, eine Sache war da noch…Als Kind kaufte ich mir im Urlaub ein Buch über die Seenotretter („Retter ohne Ruhm“) und ihre Helden, welches ich geradezu verschlang. Meine Mutter erwischte mich immer wieder nachts, heimlich mit der Taschenlampe unter der Decke lesend. Hier entstand der Traum, einmal mit einem Seenotrettungskreuzer zu fahren – einmal Seenotretter zu sein. An diesem Buch entfachte sich auch mein Interesse an der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Mit jedem Bild, mit jeder Zeile Text wurde mein Wunsch stärker, einzutauchen in eine Welt voller Stürme, Untiefen und sonstiger Gefahren. – Nebenbei bemerkt, ich segele heute noch am liebsten auf Nord- und Ostsee.

Mit dem Wunsch nur einmal an Bord eines Seenotrettungskreuzers zu sein, nervte ich als Kind dann auch zunehmend meine Eltern, welche alles in ihrer Macht stehende unternahmen, nur damit wieder etwas wie Normalität einkehren würde. Mein Kinderzimmer hatte ich mehr oder weniger mit Bildern von Seenotrettungskreuzern tapeziert, wo normalerweise hätten Bilder aus der Bravo hängen sollen. In den 90er Jahren dann die Chance: meine Eltern wandten sich mit meinem Wunsch an „Lass Dich überraschen“ mit Rudi Carrell, jedoch ohne Erfolg. Auch andere TV-Formate ähnlichen Inhalts wurden immer wieder angeschrieben und immer wieder – nichts! Keiner wollte etwas von meinem Kindheitstraum wissen. Mit zunehmendem Alter machte sich bei mir die Erkenntnis breit, dass es wohl ein Traum bleiben würde – schon alleine aus versicherungstechnischen Gründen.

Mit meiner kleinen Version vom Abenteuer auf dem Meer, dem Segeln, bekam ich aber auch immer mehr Respekt vor den Helden meiner Kindheit, welche mit ihren Seenotrettungskreuzern und -booten noch bei schwerstem Wetter rausfahren und ihr Leben riskieren, um Menschen wie mir das Leben zu retten (www.seenotretter.de).

Ende Mai 2015 konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, die Jubiläumsfeier zum 150-jährigen Bestehen der DGzRS in Bremerhaven zu besuchen, um wenigstens im Hafen für wenige Stunden meinen Träumen hinterherhängen zu können. Just bei dieser Feier drückte mir ein freiwilliger Seenotretter die Postkarte in die Hand: „Werde Seenotretter für einen Tag“. Ich konnte es nicht fassen: Die DGzRS verloste meinen Kindheitstraum.

Ich setzte alle Hebel in Bewegung, löcherte Freunde und Verwandte, für mich zu stimmen, postete bei Facebook und erzählte jedem, der es hören wollte (oder auch nicht), von meinem Kindheitstraum und dass dieser nun in greifbarer Nähe wäre, wenn nur genügend Leute für mich stimmen. Ich musste schließlich nur unter die zehn Bewerber mit den meisten Stimmen kommen, unter denen dann das Los entscheiden würde – 1:10 für meinen Traum!

Am 04.08.2015 traf dann das Los tatsächlich mich, auch dank der großen Unterstützung aus dem civitec.

Mit jedem Tag, mit jedem Telefonat mit der DGzRS stieg die Vorfreude auf das, was mich erwarten würde. Ich nahm mir vor zu trainieren, jeden Tag Liegestütze, Schwimmen gehen und, und, und … Es wurden immerhin 500 Meter im Freibad und ein Sprung vom Drei-Meter-Brett.

Am 29. August wurde es dann ernst, und ich durfte gemeinsam mit zwölf Seenotrettern der DGzRS das Überleben-auf-See-Training der Firma OffTEC (www.offtec.de) in Enge-Sande absolvieren. Ziel war es, Fertigkeiten vermittelt zu bekommen, wie man im Notfall sicher ins Wasser kommt, sich als Gruppe auf See verhält, um zu überleben, sich fortbewegt und auch Rettungseinheiten auf sich aufmerksam macht. Ebenso wurde trainiert, Rettungsinseln zu wenden, in diese einzusteigen und von dort beispielsweise per Hubschrauber "abgeborgen" zu werden – all dies bei über zwei Meter hohem Seegang, Sturm, Nebel und Nacht. Ein Überleben in einer solchen Extremsituation ist nur möglich wenn man zusammenarbeitet und als Team funktioniert. Mein Respekt vor den Profis der Seenotretter stieg durch das hier Erlebte noch einmal auf das Stärkste an. Keine Sekunde fühlte ich mich in ihrer Mitte unsicher. Selbst unter den widrigsten Umständen funktionierte alles Hand in Hand.

Nach dem Training ging es dann nach Laboe zum Seenotrettungskreuzer BERLIN, wo ich auf das herzlichste durch die Crew in Empfang genommen wurde. Aber noch ehe das Gepäck richtig an Bord war, gab es den ersten Einsatz: eine sogenannte technische Hilfeleistung. Eine Segelyacht mit Motorschaden hinter Kiel Leuchtturm sollte durch die BERLIN eingeschleppt werden. Sofort war ich in das Bordleben eingebunden und durfte als erste Aufgabe mit der Wurfleine eine Verbindung zum Havaristen herstellen, über die die Schleppleine nachgeführt wird.

Die Nacht verbrachte ich an Bord der BERLIN, und der Sonntag begann mit normalem Bordalltag: gemeinsames Frühstück in der Messe und rein Schiff machen. Anschließend fuhren wir zu einer Mann-über-Bord-Übung mit dem Minensucher SIEGBURG – wie passend. Eine ganz besondere Freude für mich war, dass man mir am Sonntag zutraute, das Tochterboot STEPPKE des Seenotrettungskreuzers selbst zu fahren, diverse Manöver im Wasser durchzuführen und anschließend wieder in der Heckwanne der BERLIN „einzuparken“.

Zusammenfassend darf ich sagen, dass ich mich das gesamte Wochenende aufgenommen wie in einer Familie gefühlt habe. Ich durfte sehr viel lernen und habe tiefe Einblicke in die Arbeit der Seenotretter erhalten. Einblicke, die mich tief beeindruckt haben. Die Rettungsleute fahren immer freiwillig heraus, freiwillig bei jedem Wetter. Sie helfen – uneigennützig, professionell und schnell. Wenn man bedenkt, dass die DGzRS keinen Cent aus Steuergeldern beansprucht, sondern lediglich aus Spenden und freiwilligen Zuwendungen finanziert wird, so können wir alle auf diese Gesellschaft stolz sein.

Für mich kann ich nur sagen: Alle meine Erwartungen wurden maßlos übertroffen, und die Realität war noch ein deutliches Stück besser als alles, was ich mir erträumt habe. Gerne bin ich auch bereit, mehr Details und Fotos zu dem Wochenende zu zeigen… und ich würde mich für die Seenotretter freuen, wenn vielleicht der eine oder andere Spenden-Euro zusammenkommt, denn jeder von uns kann mal in die Lage kommen, dass er auf die Hilfe der Seenotretter angewiesen ist… www.seenotretter.de/spenden

Vielen Dank an alle Kolleginnen und Kollegen, die mich mit Ihrer Stimme unterstützt haben und vielen Dank an die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger – Die Seenotretter – dafür, dass mein Kindheitstraum wahr werden konnte!


TS / WK

 

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Links: Michael Müller, Vormann auf dem Seenotrettungskreuzer BERLIN und rechts "unser Mann" Thomas Stasch auf der Ostsee vor Laboe. Foto: Christian Stipeldey, DGzRS

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Technische Hilfeleistung: Eine Segelyacht mit Motorschaden hinter "Kiel Leuchtturm" wird durch die BERLIN eingeschleppt. Foto: Thomas Stasch

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